Aldo und ich schipperten entlang der Insel Roatán. Wirklich verlässliche Seekarten hatten wir nicht für die Küste, also mussten wir mit den Augen ausmachen, wo wir anlegen können. Wir entdeckten eine Bucht mit einem sehr schmalen und flachen Eingang. Glücklicherweise hatte die Still Free nicht zu viel Tiefgang, sodass wir sicher am Dock anlegen konnten.
Seit vier Wochen teile ich mir den begrenzten Platz von neun Metern mit Aldo auf seinem Segelboot Still Free. Aldo kommt aus Uruguay, hat lange Zeit in Miami gelebt und sich mit 67 Jahren nun den Traum erfüllt, in der Karibik zu segeln. Er meldete sich auf meinen Aushang im Hafen, da er eine lange Überfahrt nach Panama vor sich hatte und diese ungern allein bestreiten wollte. In Port Antonio lagen wir lange Zeit vor Anker, um auf passables Wetter zu warten.
Der 18-jährige Christoph bietet mir an, auf seinem kleinen Segelboot mit nach Jamaika zu kommen. Es handelt sich um eine 7,10m lange Hurley aus dem Jahre 1978. Damit ist er bereits von Hamburg bis Guadeloupe gesegelt. Doch zuerst stehen einige Reparaturarbeiten an: Die Scharniere der Luke sind kaputt, einer ist vor kurzem in das Bug gefahren und die Wanten und Stagen müssen entrostet werden, also muss auch der Mast runter. So sind wir noch einige Tage in der Marina beschäftigt.
Am 28.01.2017 war es soweit. Nachdem wir genug Essen und 240 Liter Trinkwasser an Bord gebracht haben, verabschieden wir uns von Alejandro und der Crew der Hoppet in San Miguel.
Auf geht's zur Insel La Gomera - mit Uldis, dem 69-Jährigen lettischen Seebären, der sich selbst als besten Boxer unter Cellisten und besten Cellisten unter Boxern betitelt. Er möchte auf seinem 9m-Boot "Single Malt" die Welt umsegeln. Doch zunächst frage ich ihn im Hafen von Teneriffa, ob er nach La Gomera segelt und ich mitkommen könnte. Daran hatte er bisher noch nicht gedacht, aber wenn sich die Insel lohnen sollte, warum nicht? Ich soll erst mal an Bord kommen und Gitarre spielen.
Als Stefan Luisa und mich von seinem Boot "Carabao" verabschiedet, findet Luisa sofort eine neue Schlafmöglichkeit. Sie hat sich ein bisschen am Hafen umgesehen und ist direkt auf ein wunderschönen alten Schoner aus Estland gestoßen. Das Schiff heißt "Hoppet" und ist im Jahre 1927 gebaut worden.
Es ist eines der letzten estnischen Segelschiffe dieser Art. Alar hat es zusammen mit einem Freund gekauft, als der Rumpf, das Deck und die Takelage bereits von einer finnischen Werft restauriert wurden. Sie haben sich dann gemeinsam um den Ausbau des Innenraums gekümmert, denn ursprünglich wurde die Hoppet zum Transport von Lasten und Gütern eingesetzt. Jetzt sind Kojen für mehr als 20 Personen und eine voll ausgestattete Küche an Bord.