Auf geht's zur Insel La Gomera - mit Uldis, dem 69-Jährigen lettischen Seebären, der sich selbst als besten Boxer unter Cellisten und besten Cellisten unter Boxern betitelt. Er möchte auf seinem 9m-Boot "Single Malt" die Welt umsegeln. Doch zunächst frage ich ihn im Hafen von Teneriffa, ob er nach La Gomera segelt und ich mitkommen könnte. Daran hatte er bisher noch nicht gedacht, aber wenn sich die Insel lohnen sollte, warum nicht? Ich soll erst mal an Bord kommen und Gitarre spielen.
Luisa und ich gehen am Morgen, nachdem wir die Nacht vom Waldelfen beschützt am Strand verbracht hatten, zum Hafen von Málaga. Dort sind kaum Leute auf den Segelbooten anzutreffen und die wenigen, mit denen wir ins Gespräch kommen, raten uns weiter zu ziehen. In dieser Stadt lägen wohl kaum Boote, die Richtung Kanaren oder Karibik unterwegs sind. Also trampen wir weiter gen Westen.
Yannick, Samuel und ich wandern morgens den altbekannten Weg über die bergige Küste zu ihrem Auto. Sie fahren mich und eine weitere Deutsche ein Stückchen raus aus Las Negras, damit ich von dort versuchen kann bis nach Málaga zu kommen. Ein Bewohner San Pedros hält an und setzt mich in Campo Hermoso ab, das kurz vor der Autobahn liegt. Das ist eigentlich der perfekte Ort, um schnell nach Andalusien zu gelangen. Aber niemand hält an.
Sechs Wochen lang habe ich bei Familie Stoelker im schönen Saurat-Tal der französischen Pyrenäen verbracht. Um mir mein gemütliches Zimmer und drei Mahlzeiten am Tag zu verdienen, gab es verschiedene Jobs für mich. Deborah und Jon kommen aus England und wohnen seit acht Jahren in den Pyrenäen. Sie haben damals ein Grundstück gekauft, zu dem ihr Wohnhaus und eine "Gîte" (Ferienhaus für Gäste im Sommer und Winter) gehören. Das ganze befindet sich am Nord-Hang des (vor allem für Kletterer) beeindruckenden Berges Calamès.
In elf Tagen habe ich einen Platz in den Pyrenäen. Innerhalb dieser Zeit muss ich von der Normandie dorthin kommen. Ich will diesmal aber nichts planen. Keine Strecken, keine Übernachtungsmöglichkeiten. Einfach mal so richtig on the Road sein. Schließlich muss man das gute Wetter ausnutzen. Und so ist es passiert: